Die Geschichte des Parfüms ist auch eine Kulturgeschichte. So erzählen uns Düfte, Aromen und Räucherharze von Religionen, Riten, Sitten und Gebräuchen der Menschheit, seiner wirtschaftlichen und technischen Entwicklung.
Heute sind Düfte, Parfüms nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Sie umgeben uns überall und oft nehmen wir sie gar nicht mehr bewusst wahr. Doch sie wirken sich auf unser Wohlbefinden, unsere Ausstrahlung, unsere Kauflust – auf unser ganzes Leben aus. Sie sind Genuss und Luxus, Verführung und Wohlbefinden.
Wir können uns Düften, Parfüms nicht entziehen – so oder so.
Sehr, sehr lange waren wohlriechende Essenzen ausschließlich Wohlbetuchten – dem Adel oder der Priesterschaft – vorbehalten. Dem Adel, der sich lieber parfümierte als Wasser an seine Haut zu lassen oder Priestern, die aromatische Pflanzen den Göttern als Opfer brachten.
Heutzutage sind Parfüms für jedermann – oder besser für jede Frau – erschwinglich. Doch das war nicht immer so…
Aber, fangen wir vorn an.
Der Begriff Parfum oder Parfüm, das (meist) flüssige Gemisch aus Duftstoffen/ Riechstoffen und Alkohol, leitet sich vom lateinischen Begriff „Per fumum“ – durch Rauch oder Dampf – ab.
„Das Parfum ist ein Hauch des Himmels.“
Victor Hugo
Schon vor zehntausend Jahren – so die archäologische Forschung – haben Menschen aromatische Pflanzen zu Linderung von Krankheiten, zum Würzen von Speisen, als Tee und zur Körperpflege genutzt. Außerdem sollte der Rauch, der beim Verbrennen von aromatischen Pflanzen entstand „per fumum“, böse Geistern vertreiben und die guten Geister freundlich stimmen.
In Ägypten – vor 5000 Jahren – wurden wohlriechende Pflanzen wie Weihrauch, Myrrhe, Sandelholz, Styrax (Amber), Opoponax, Benzoe bei Räucherzeremonien in Tempeln zu Ehren der Götter verbrannt.
Duftende Salben, Pomaden und parfümierte Öle – mit Anis, Rosmarin, Zypresse und Zitronenöl – , die von Priestern hergestellt wurden, wurden zur Körperpflege und Parfümierung genutzt.
Kyphi hieß das erste Duftwasser, das Honig, Wein, Trauben, Myrrhe, Ginster, Safran und Wacholder enthielt.
Düfte und Wohlgeruch sollten Reinheit, Macht, Kraft – Göttlichkeit ausstrahlen. Cleopatra soll sogar die Segel ihres Schiffs mit einer Mischung aus Myrrhe und Sandelholz parfümiert haben. Allerdings waren diese weitestgehend dem Adel und der Priesterschaft vorbehalten.
Auch nach dem Ableben – oder besser im nächsten Leben – wollte man nicht auf diesen Luxus verzichten. Der Übergang ins Totenreich sollte angenehmer werden. So wurden zur Einbalsamierung und als Grabbeigaben duftende Öle wie ätherisches Zedernholzöl, Myrrheöl oder Zimtöl verwendet. In Pharaonengräbern fanden Archäologen Reste von Pflanzen.
Auch in Asien wurde (und werden bis heute) die Götter so (zum Beispiel mit Räucherstäbchen) milde gestimmt – man versucht es zumindest. Hier nutzt(e) man aber die duftenden Pflanzen(-teile) besonders für medizinische Zwecke und zur Reinigung des Körpers.
In Griechenland war man vor allem an der heilenden Wirkung aromatischer Pflanzen interessiert. So empfahl Hippokrates zur Heilung bestimmter Krankheiten parfümierte Bäder und Massageöle.
Das alte Rom – ein Schwelgen in Düften
Auch im alten Rom waren die duftenden Essenzen überaus beliebt. Die alten Römer badeten geradezu in Düften – besonders der Duft der Rose hatte es ihnen angetan. Sie parfümierten ihr Wasser, ließen sich von Sklavinnen oder Sklaven mit duftenden Salben massieren, parfümierten das Essen und ihre Häuser.
Ibn Sina (Avicenna; 980 bis 1037) – der persische Arzt, Philosoph, Naturwissenschaftler – Universalgelehrte – war es, der die Gewinnung von Ölen und öligen Auszügen beschrieb. Er destillierte aus den Blüten der Rosa Centifolia Rosenwasser.
Nach dem es im Mittelalter als verwerflich und unredlich galt sich zu parfümieren, waren es die Kreuzritter, die die duftenden Essenzen aus Blüten, Blättern, Früchten und Kräutern aus dem Orient schließlich wieder ins Abendland brachten.
Venedig stieg zum wichtigsten Handelsplatz für Gewürze, Duftstoffe und Kräuter auf. Von hier aus gelangten diese in den gesamten europäischen Raum.
Aus Gerbern werden Parfümeure
König Philipp August gründet 1190 in Frankreich die Gilde der Handschuh- und Parfümmeister. Das Berufsbild des Parfümeurs war geschaffen.
Im 13. Jahrhundert gelingt es den Arabern hochprozentigen Alkohol herzustellen. Eine Grundlage für das Parfum wie wir es bis heute kennen.
Um 1370 entsteht das Ungarische Wasser, das „Eau de Hongrie“. Es ist eine Mischung aus Orangen- und Rosenblüten, Minze, Melisse und Zitronenöl, die sich jahrhundertelang auf dem Parfummarkt behaupten kann.
Katharina von Medici war es, die durch Ihre Heirat mit Heinrich II. im Jahre 1533 und dem Umzug an den französischen Hof, das Parfüm nach Frankreich brachte. Damals besonders in Mode: parfümierte Handschuhe.
Zu Zeiten Ludwigs XIV – der Sonnenkönig – war Baden und Waschen verpönt. Man hielt nicht viel von Sauberkeit, Hygiene; war der Ansicht Wasser könne Krankheiten in den Körper einschwemmen. So wusch man allenfalls kurz die Hände.
Alles und jeder stank – auch am Hof. Alles wurde parfümiert: Perücken (mit parfümiertem Puder), Kleidung, Fächer, Papier, Kissen, Tapeten usw.
Und da der üble Geruch nur schwer zu überdecken war, nahm man schwere Parfüms mit Moschus, Ambra usw.
„Düfte sind die Gefühle der Blumen.“
Heinrich Heine
Im 17. Jahrhundert waren dann das Wissen und die technischen Voraussetzungen zur Herstellung von konzentrierten Destillaten soweit fortgeschritten, dass die ersten „halbindustriell“ hergestellten ätherischen Öle in den Handel kamen.
Grasse – die Parfümhauptstadt
Grasse, die südfranzösische Stadt, entwickelt sich von einer alten Gerberstadt zum Zentrum der Parfümherstellung. Hier werden Verfahren zur Gewinnung von ätherischen Ölen, wie zum Beispiel Destillation, Mazeration, Enfleurage oder Extraktion entdeckt, entwickelt und verfeinert.
Gemischt, mit Alkohol verdünnt und in kleine Fläschchen abgefüllt, kommen die Düfte auf den Markt.
Maßgeblich für den Aufstieg Grasse zum Zentrum der Parfümherstellung ist der Gerber Galimard. Er hatte die Idee seine Lederhandschuhe mit Lavendel, Myrte, Rose, Orangenblüte oder Mimose zu parfümieren.
Und seine Idee schlug ein. Nach und nach entwickelte sich das Gebergewerbe hin zur Parfümproduktion und beeinflusst bis heute die Entwicklung der Stadt Grasse.
Als sich ab dem Ende des 17. Jahrhunderts die Hygiene verbessert, konnten auch die Düfte leichter werden.
Eau de Cologne – eine Erfolgsgeschichte
1709 entwickelte der Italiener Johann Maria Farina, der über den absoluten Geruchssinn verfügt haben soll, in Köln das Eau de Cologne. Eine Mischung aus ätherischen Zitrus- und Kräuterölen (u.a. Bergamottöl,- Lavendelöl und Rosmarinöl) gelöst in Weinspiritus.
Er nannte es „Farina Original Eau de Cologne“ – Original Kölnisch Wasser. Das erste moderne Parfüm.
Ab Ende des 18. Jahrhunderts betreten die ersten großen Parfümeur die Parfüm-Bühne: Guerlain, Lubin, Molinard, Houbigant.
Mit Erfindung des Vaporisateurs, des Zerstäubers, Ende des 19. Jahrhunderts wird das Sich-Parfümieren leicht. Parfüms werden seither in mehr oder minder aufwendigen Flakons mit Zerstäuber angeboten.
Ab jetzt kommen auch die ersten großen Parfüms – wie Shalimar, Mitsouko – auf den Markt.
„Eine Frau, die sich nicht parfümiert, hat keine Zukunft.“
Coco Chanel
So lautete das Motto von Coco Chanel, der Modeschöpferin, die 1921 das wohl bekannteste Parfüm Chanel No. 5 auf den Markt brachte.
Übrigens: Wissen Sie wie es zu diesem Namen kam? Nein?
5 Versuche brauchte der Parfümeur von CC bis sie zufrieden war. Chanel No. 5
Vom Himmelshauch zum Designerduft
Seit einigen Jahren lassen Modeschöpfer Düfte zu Ihren Kollektionen entwickeln. Stars und Sternchen bringen Ihren eigenen Duft – für Ihre Fans – heraus.
Mehr als 400 Parfüms kommen so weltweit jährlich auf den Markt. Ganze 3 Prozent davon überstehen die Markteinführung dauerhaft.
Parfümeuren, den Nasen, die Düfte komponieren, stehen heute neben 200 natürlichen Stoffen mehr als 2000 synthetische Düfte zur Verfügung. Düfte, die Gaben an Götter, dann Luxus für einige Wenige, sind längst zur Massenware geworden.
Doch ohne Parfüms, Düfte wäre unser Leben langweiliger – ein wenig trauriger. Noch immer ist UNSER Parfüm ein Stück Luxus, Freude, Glück.
Und wie Johann Maria Farina einst sein Glück mit einem Duft machte, können Sie Ihr eigenes Parfüm selbst machen.
WIR ZEIGEN IHNEN HIER WIE EINFACH DAS IST.